Zum Werkzyklus „Samsa sucht das Glück"

In ihrer dreiteiligen Arbeit „Samsa sucht das Glück“ setzt sich Verena Schönhofer mit der Erzählung

„Die Verwandlung“ von Franz Kafka auseinander. Schönhofers Inszenierung auf den vier Etagen der Stadtgalerie ist jedoch nicht als Illustration der Erzählung zu verstehen. Vielmehr geht es der jungen Passauer Künstlerin darum, aus dem Kafkatext, der 1915 erstmals erschien, eine aktuelle Botschaft herauszuarbeiten und zu visualisieren.

 

So erzählt Schönhofers Werkgruppe „Samsa sucht das Glück“ von Menschen auf der Suche nach ihrer Identität und deren Versuch, sich ihrem Schicksal – ihrer Verwandlung (in einen Käfer) – zu entziehen.

„In Samsa sucht das Glück“ geht es mir um die Frage »Sind wir, wenn wir einsam sind, verloren?«“ kommentiert Verena Schönhofer einen Grundgedanken des Werkes.

 

Die Arbeit „Samsa sucht das Glück“, benannt nach dem Protagonisten der Erzählung Kafkas, Gregor Samsa, besteht aus drei Teilen:

 

Teil 1 „Die Verwandlung“, 2008

 

In den Deckeln von sieben ausrangierten Imkerkästen befindet sich jeweils eine Kontaktanzeige. Diese beschreibt jeweils ein Individuum in seinem Aussehen und mit seinen Eigentümlichkeiten. Ein Blick in den Kasten verrät, dass das Unglück bereits eingetreten ist und die sieben Individuen eine Verwandlung vollzogen haben. Sie haben sich in Ungeziefer, in Käfer, verwandelt. In den Kästen befinden sich gegenständliche bis abstrakte Collagen in Mischtechnik, die von hinten beleuchtet werden. Sie bergen fragmentarische Informationen über die Käferart (Buchdrucker, Hirschkäfer etc.), in die sich die Personen verwandelt haben.

 

Teil 2 „Alles Anders“, 2008

 

Die großformatigen Acrylgemälde der Serie „Alles Anders“ zeigen verschiedenste Käferarten – abstrakte und figürliche Bildelemente verschmelzen dabei miteinander. Die schemenhaften Käfer tauchen in das Blickfeld ein oder entschwinden diesem und sind somit kaum zu fassen. Unruhig bewegen sie sich vor einem Hintergrund, der vereinzelt noch Indizien eines von Menschen geschaffenen Raumes trägt.

 

Teil 3 „Samsurium“, 2008

 

Die bisher vereinzelten Wesen finden in „Samsurium“ zusammen. „Samsurium“ ist eine Installation aus 21 kleinformatigen Kabelbinder-Objekten, einem drehbaren Metalltisch und Lichttechnik. An den Wänden des Ausstellungsraumes zeichnen sich die Schatten der 21 Objekte, die die Gestalt von Käfern haben, monumental ab. Unterlegt mit einer Soundkulisse von Boštjan Perovšek aus Slowenien stellt „Samsurium“ ein rätselhaftes, bedrohliches, ja kafkaeskes, Szenarium dar.

 

Verena Schönhofer zu ihrer Arbeit Samsa sucht das Glück: „Glück entsteht oft, wenn wir kleinen oder zunächst unscheinbaren Dingen unsere Aufmerksamkeit schenken. Es sind die Kleinigkeiten, die uns glücklich machen können. Den Käfer, der als nächstes unseren Weg kreuzt, werden wir sicher mit anderen Augen betrachten.“